Von der Pleeser Kirmes durchs Brandenburger Tor – TuS-Radtour 2024 Tag 3: 130 km, 925 hm (Paderborn – Northeim)

Am dritten Tag seiner Radtour nach Berlin stand der TuS-Tross vor den Herausforderungen einer klassischen Mittelgebirgsetappe. Von Paderborn führte die Route ins südniedersächsische Northeim, wobei man verschiedene Höhenzüge des Weserberglandes passieren musste. Gerade hatte man noch vor dem imposanten Bahnviadukt von Altenbeken für Erinnerungsfotos posiert, schon zeichnete sich vor dem FahrerInnenfeld die Silhouette des Eggegebirges ab, das sich südöstlich an den Teutoburger Wald anschließt. Fortan ging es auf eine knapp 10 km lange Anfahrt zur Passhöhe an der Rehberghütte, bei der rund 200 Höhenmeter bei moderaten Steigungsprozenten überbrückt werden mussten.

Die nächste Wegmarke bildete die Ortschaft Nieheim, wo man in Krome’s Backstube ein liebgewonnenes Tourritual pflegte, nämlich die turnusmäßige Zuführung von feinsten Bäckerei- oder Konditoreierzeugnissen. So ist es im TuS-Peloton gute Sitte, auf einer jeden Etappe alle 30 bis 60 Kilometer einen ortsansässigen Fachhändler für Backwaren aufzusuchen, um sich dort der Qualität des feilgebotenen Gebäcks zu vergewissern, und um den geschundenen Körpern neue Energie in Form von belegten Brötchen, klebrigen Teilchen, oder schmackhaften Kuchen und Torten zuzuführen.

Über Bredenborn, Vörden, Ovenhausen und Lütmarsen ging es auf den nächsten rund 30 Kilometern immer weiter ostwärts, bis man in Höxter an die Weser stieß. Da hinter dem Fahrerfeld inzwischen ein heftiger Regenschauer aufgezogen war und die dunklen Wolken bedrohlich naherrückten, blieb für die Sehenswürdigkeiten von und bei Höxter (Altstadt, Kloster Corvey, Horrorhaus) keine Zeit; stattdessen wurde auf das große Kettenblatt geschaltet und auf dem kurzen Abschnitt des Weserradweg Richtung Holzminden Tempo gebolzt. Die kleine Geschwindigkeitsanpassung war von Erfolg gekrönt, erreichte man den Holzmindener Marktplatz mit seinen gastronomischen Mittagsangeboten doch noch so eben trockenen Rades.

Nachdem man den kräftigen Landregen abgewartet hatte, von dem man kurz hinter der niedersächsischen Landesgrenze begrüßt worden war, wurde die Fahrt fortgesetzt, wobei die Entscheidung für eine etwas längere, dafür aber vom topografischen Profil her weniger anspruchsvolle Strecke entlang der nördlichen Ausläufer des Sollings fiel. Hinter Stadtoldendorf eröffneten sich die schier unendlichen Weiten des (süd-)niedersächsischen Berglandes zwischen Weser und Leine, in denen die Oberpleiser Radgruppe in Ermangelung markanter landschaftlicher oder urbaner Orientierungspunkte das Ziel beinahe aus den Augen verloren hätte. Da im berüchtigten Bermudadreieck Südniedersachsens zwischen Lüthorst, Amelsen und Holtensen sogar modernste Navigationssysteme zu versagen scheinen, handelte man sich infolge von mehreren, eher suboptimalen Abbiegeentscheidungen einen kleinen Umweg ein, dessen Dimension (ca. 15 km) aber noch im tolerablen Bereich lag, wie sich rückblickend freilich leicht konzedieren lässt.

Als die Tore der ehemaligen Hansestadt Einbeck erreicht waren, wusste man sich endlich wieder auf dem rechten Weg, wobei die Gelegenheit promt genutzt wurde, an jenem Ort zu pausieren, an dem im Mittelalter erstmals das Bockbier gebraut wurde. Als kleiner historisch-kulinarischer Exkurs sei angemerkt, dass sich im 16. Jahrhundert der Wittelsbacher Hof in München mit dem schmackhaften Starkbier aus Einbeck beliefern ließ, ehe man etwas später den städtischen Braumeister sogar gleich ganz nach Bavaria lockte. Ab dem 19. Jahrhundert wurde erst dort und bald schon überall in Deutschland die zum Bockbier servierte Brühwurst auch als Bockwurst bezeichnet; eine solche – und damit zurück in die Gegenwart – blieb den TeilnehmerInnen der Radtour in Einbeck leider verwährt, was erheblich bedauerlicher war als die zuvor zurückgelegten Zusatzkilometer.

Der letzte Streckenabschnitt (20 km) führte, parallel zu Leine und Rhume, bis nach Northeim, wobei sich der Leinegraben als ideales Gelände für ein abermals konstant hohes Endtempo herausstellte, sodass sich auf den letzten Kilometern keine Ausreißergruppe mehr bilden konnte, und das TuS-Peloton geschlossen an der Jugendherberge in Northeim eintrudelte. Northeim selbst fällt, wie man schnell feststellen musste, eher in die Kategorie verschlafene Kleinstadt mit höchst überschaubaren Möglichkeiten zur Montagabendgestaltung, was insofern zu verkraften war, als am nächsten Tag mit der Überquerung des Harzes ein hartes Stück Arbeit auf die Radtruppe warten sollte.

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By NilsM / Editor on Jun 11, 2024