Mit der Überquerung des Harzes wartete am vierten Tag die vermeintliche Königsetappe auf die Oberpleiser Radsportgruppe auf ihrem Weg nach Berlin, wobei sich der Start in den Tag leicht verzögerte. Der erste Reifenschaden auf der diesjährigen Tour (es sollte nicht der letzte dieses Tages bleiben) machte eine kurze Inspektion durch einen fachkundigen Zweiradmechaniker notwendig, weshalb man Northeim mit etwas Verspätung verließ.
Zunächst rollte man rund 40 Kilometer über Katlenburg und Gieboldehausen durch das südwestliche Harzvorland, ehe man sich auf der nicht sehr fahrradfreundlichen Bundesstraße (B27) der Stadt Herzberg und damit dem eigentlichen Tor zum (Hoch-)Harz näherte. In Herzberg wurden nicht nur die Kräfte kuchenessenderweise noch einmal gebündelt, sondern es wurde auch der zweite Reifendefekt des Tages behohen. Hinter Herzberg wurde der Verkehr weniger und die Landschaft schöner, was den Einstieg in das nun folgende, gebirgige Teilstück erheblich erleichterte. Mit angenehmen 1-3 % Steigung begann die Anfahrt auf Sankt Andreasberg, immer entlang der malerischen Sieber, doch am Nesseltalskopf (585 m) wurde es endlich steiler; alsdann galt es, den Galgenberg (594 m) zu überbrücken, der jedoch nur das Präludium für den Anstieg in Sankt Andreasberg bildete, dem Dach der diesjährigen TuS-Tour (730 m). Die Bergstadt, in der bekanntlich ein Fernsehpolizist namens Frank Koops für Recht und Ordnung sorgt, erwies sich in der Tat als „Harter Brocken“, wobei die FahrerInnen angesichts einer Steigung von bis zu 18 % verständlicherweise kaum ein Auge für die Kulissen des ARD-Krimis besaßen.
Die nachfolgende, kurze Abfahrt reichte kaum, um die Beine auszulockern, da ging es abermals in einen längeren Anstieg, nun Richtung Braunlage, einem beliebten Urlaubsort im Herzen des Harzes, wobei man hierfür gezwungenermaßen wieder auf die Bundesstraße 27 zurückkehren musste. Über die ehemalige innerdeutsche Grenze und die Ortschaft Elend (nomen est omen) ging es danach weiter bis kurz vor Schierke, wo eine dritte kräftige Rampe zu bewältigen war. Ein Teil der TuS-Gruppe ließ sich alsdann sogar auf einen Abstecher auf den Brocken (1141 m) ein, der wohl nicht der höchste Berg Deutschlands zu sein scheint, der den Solo-Ausritt aber immerhin mit zusätzlichen 500 Höhenmetern versüßte. Der Rest des Pelotons konnte, begleitet vom sanften Rattern der dampfbetriebenen Brockenbahn, über Drei Annen Hohne und Hasserode bis nach Wernigerode im Grunde die Füße hochlegen und dem dortigen Marktplatz entgegenrollen, wo es bei strahlendem Sonnenschein Bratwurst und/oder Erbsensuppe gab.
Nach dieser Harzer Mensch- und Materialschlacht musste schließlich ein dritter Reifen gewechselt werden, ehe man sich auf das letzte Tagesteilstück Richtung Halberstadt machen konnte. Bei angenehmem Rückenwind und leicht abschüssiger Strecke wurde auf den letzten 25 Kilometern der Turbo gezündet und das Oberpleiser Zweiradkollektiv fuhr in Kolonne – auch sprachlich war man inzwischen im ehemaligen Osten angekommen – mit einem beinahe halsbrecherischen Stundenmittel der sachsen-anhaltinischen Domstadt entgegen, deren markante Umrisse schon von Weitem sichtbar waren.