Rennrad-Tour des TuS 05 Oberpleis- Tag 1: 110 km – 900 Hm (Oberpleis-Aachen)

Vor rund 2 Wochen, am Pleeser Kirmes-Wochenende, fiel nach 2023 und 2024 bereits zum dritten Mal der Startschuss zur inzwischen traditionellen, einwöchigen Rennrad-Tour des TuS 05 Oberpleis. Das diesjährige Ziel der kleinen Radsport-Delegation aus dem Siebengebirge lautete Paris, eine Stadt im nördlichen Mittelfrankreich, zugleich Buttercroissant- und Zwiebelsuppen-Mekka, ausgestattet mit einer beinahe frech-üppigen Auswahl von Instagram-Spots, und – nicht zuletzt – auch einmal im Jahr Schauplatz des Tour-de-France-Finishs. Gründe genug, um sich im beschaulichen Rheinland auf den Sattel zu schwingen, um via Aachen, Löwen, Gent, Kortrijk, Cambrai und Compiègne mit rund 770 km Anlauf den Eiffelturm anzusteuern. Denn, wie man in Italien zu sagen pflegt: „Quand le vin est tiré, il faut le boire…“ Also: Kette rechts und immer großes Blatt allerseits!

 

Tag 1: 110 km – 900 Hm (Oberpleis-Aachen)

Nach einem gemütlichen Einrollen führte der Weg vom Treffpunkt am Beueler Rheinufer erst über die Bonner Nordbrücke und dann ein paar Kilometer rheinabwärts, bis man zwischen Hersel und Uedorf einen westlichen Kurs einschlug und die Niederrheinische Bucht ins Visier nahm. Da man Aachen bereits vor zwei Jahren als Etappenzielort angefahren hatte, herrschte im TuS-Peloton Klarheit, dass die Tagesroute durch die Jülich-Zülpicher Börde und durch die Nordeifel noch etliche Höhenmeter mit sich bringen würde, und dass man sich vom bis hierher flachen Streckenprofil nicht täuschen lassen durfte. Früher oder später würden auch die tropischen Temperaturen und die Lasten des Reisegepäcks auf dem Rücken oder in den Radtaschen ihren Tribut fordern.

Kurz hinter Bornheim folgte die erste nennenswerte Steigung hinauf zur Burgruine Hemmerich, die man jedoch geflissentlich ignorierte, um über Metternich, Groß- und Klein-Vernich, Friesheim (Kuchenpause), Erp, Gladbach, die Hölle von Vettweiß und Frangenheim erst einmal ordentlich Kilometer zu fressen. Denn von Westen näherten sich zornige Regen- und Gewitterwolken, die sich bedauerlicherweise im Dörfchen Soller über den Oberpleiser Cyclisten auch entleerten. Glücklicherweise bot ein Wartehäuschen der Buslinie 819 der zur Zwangspause genötigten, regenscheuen Radgruppe Unterschlupf, was zugleich den Teamgeist stärkte.

Nach dem Schauer fuhr man quer durch die Drover Heide, ehe man bei Kreuzau auf die Rur stieß und selbige in Üdigen kreuzte. Um das Rurtal in westlicher Richtung verlassen zu können, gibt es im Grunde nur eine Option: bergauf. Der knapp sechs Kilometer lange Anstieg begann für die Oberpleiser Zweiradfreunde unmittelbar hinter dem Friedhof in Untermaubach und führte hinauf auf den Schafberg. Im gleichnamigen Ort verbrachte der Kölner Volksschauspieler und Stimmungssänger Willy Millowitsch („Schnaps, das war sein letztes Wort“) auf seinem Anwesen die Urlaube, ehe er sich 1964 ein Ferienhaus auf Elba kaufte, das aber damals schon nicht mit dem mondän-morbiden Charme der Nordeifel mithalten konnte… Wat willste maache?!

All das wurde für das Peloton nebensächlich, als nach einem neuerlichen, kurzen Regenschauer der Hürtgenwald in Großhau (~ 586 m) erreicht war. Dort, wo sich einst die US-Alliierten die Zähne ausgebissen hatten und ein militärisches Desaster erleben mussten, kann heute, auf dem leicht abschüssigen Rennweg nach Schevenhütte, wieder Tempo aufgenommen werden. Zwischen Gressenich und Hastenrath ließ man das Segelfluggelände Diepenlinchen links liegen und meisterte anschließend bei der Durchquerung des Eschweiler Stadtwalds, von Krämpfen geplagt, zwei weitere kleine Anstiege, ehe in der Eschweiler Waldsiedlung endlich eine wohlverdiente Pause eingelegt wurde. Bei kühlen Getränken, saftiger Bratwurst und feurigem Leberkäse vom Grill wurde Kraft getankt für die letzten knapp 20 Tageskilometer zur Aachener Unterkunft.

Unser fantastischer Grillmeister erklärte sich danach sogar bereit, die Radgruppe auf seinem Elektro-Derny bis an die Aachener Stadtgrenze zu lotsen – wie ein Derwisch raste er durch Pumpe-Stich und Atsch, sodass man Mühe hatte, das Hinterrad des Vordermanns zu halten. In Aachen-Eilendorf stieß man dann auf die zum Radweg umgebaute Trasse der einstmaligen Vennbahn, auf der man stadteinwärts bis ins Aachener Zentrum rollte. Die letzten Höhenmeter des Tages wurden schließlich auf dem Weg zur Jugendherberge absolviert, die über den Dächern der alten Kaiserstadt liegt. Zum Abschluss des Tages wurde sich auf der Pontstraße zum Dinner getroffen, wo man sich verdientermaßen auch das ein oder andere Feierabend-Kölsch kredenzen ließ.

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By KaiS / Subscriber, editor on Juni 29, 2025


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