Auch wenn die Kirmes-Strapazen bei einigen Teilnehmern noch in Kopf und Knochen steckten, machte sich die Oberpleiser Radsport-Gruppe am Samstag, dem 25. Mai, vormittags auf die erste Etappe des sechstägigen Frühjahrsklassikers vom Pleeser Sonnenhügel nach Berlin. Genau wie im letzten Jahr wurde das Fahrerfeld auch dieses Mal wieder von einem fantastischen Materialwagen begleitet; dem wiedermal zuverlässigen Fahrer und dem zugleich wohl weltbesten Tubisten im Großraum Aachen gebührt zuallererst ein großer Dank.
Der erste Streckenabschnitt auf der Radtour quer durch die Republik, vom Rheinland in die Hauptstadt, sollte das siebenköpfige TuS-Peloton vom Siebengebirge aus in nordöstlicher Richtung quer durchs Bergische Land bis ins sauerländische Altena an der Lenne führen. Die neutralisierte Phase der ersten Etappe endete in Niederpleis, wobei sich Bürgermeister Lutz Wagner kirmestrunken bereit erklärt hatte, die Gruppe höchstpersönlich und sicher durch das Pleisbachtal zu eskortieren. Da sein Königswinterer Verantwortungsbereich allerdings irgendwo zwischen Freckwinkel und Dambroich endet, verabschiedete er sich aber schon nach wenigen Kilometern, um sich wieder seinen wochenendlichen Amtsgeschäften widmen zu können.
Davon unbeeindruckt pedelierte der Rest der Gruppe über Siegburg, Lohmar, Scheiderhöhe (kurze Steigung), Durbusch (schöne Aussicht aufs Siebengebirge) und Heiligenhaus bis nach Hohkeppel, wobei die hügelige Topografie keinen Zweifel daran ließ, dass man sich inzwischen im Oberbergischen Kreis befand. So blieb das Streckenprofil auch danach wegen seiner zwar nicht sehr steilen, dafür aber zahlreichen kleinen Anstiege herausfordernd, wobei es auf den nächsten Kilometern über die Hansestadt Wipperfürth (Kuchenpause), Halver und Brügge bis hinauf in die sauerländische Architekturperle Lüdenscheid ging. Dass sich der durchschnittliche Straßenverkehrsteilnehmer im Großraum Lüdenscheid infolge der Sperrung der A45 (Rahmedetalbrücke) und der damit einhergehenden Umleitung des Verkehrs durch mehrere innerstädtische Zonen in den letzten Monaten eine gewisse Gereiztheit und Ungeduld zugelegt hat, soll an dieser Stelle nur eine Randnotiz bleiben; über eine allzu große Rücksichtsnahme seitens der ortsansässigen Auto- und LKW-Fahrer konnte sich der zweirädrige TuS-Tross jedenfalls nicht beklagen.
Auf den Lüdenscheider Straßendschungel folgte der angenehmste Teil des Tages, eine rund 15 km lange, sanfte Abfahrt vorbei an der Fuelbecketalsperre hinunter ins Lennetal bis nach Altena. Da sich das Quartier auf der örtlichen Burg befand (älteste Jugendherberge der Welt), stellte sich das Peloton auf eine Bergankunft mit einem kurzem aber knackigem Schlussspurt (8 % Steigung) ein, doch es kam anders: Durch einen nicht allzu emsig wirkenden Mitarbeiter des städtischen Amtes für Grünpflege und Landschaftplanung wurde das Fahrerfeld am Schlussanstieg jäh gestoppt und mit zwar zweifelhaften Argumenten, dafür aber umso eindringlicher „gebeten“, man möge sich wegen der umfangreichen Rodungsarbeiten und der alternativlosen Straßenblockade einen anderen Weg auf den Berg suchen; dass ein Zuwiderhandeln gegen seine Anordnung definitiv eine drakonische Körperstrafe nach sich zöge, versicherte der heckeschneidende Amtsmanns aus Altena mit massiv anschwellender Halsschlagader.
Am Ende wurde die Burg Altena doch noch unversehrt erklommen, wo man Erstaunliches erfuhr, nämlich, dass die kommunalen Compliance-Richtlinen in der Praxis offenbar recht frei interpretiert werden; So steht der renitente Grünpfleger im Verdacht, anderen Gästen der Burg für ein paar lausige Discount-Kekse die Durchfahrt auf den Berg widerstandslos ermöglicht zu haben (im Amtsdeutsch: Wegezoll). Unbeirrt von den Strapazen der ersten Etappe und von der etwas hektischen Gemengelage zum Tagesfinale ließ die TuS-Delegation den Tag bei (Käse-)Schnitzel, Bier und angeregten Gesprächen über die Historie und die Perspektiven der lokalen Drahtindustrie gemütlich ausklingen, ehe man sich in das rustikale Gemeinschaftsdormitorium der Jugendherberge zurückzog.