Mit dem Format TUS IM GESPRÄCH beabsichtigen wir einmal im Monat über Personen und/oder Events zu berichten, in Form von Interviews, Reportagen und was uns sonst noch so einfällt. Am Anfang stehen mit den deutschen Tanz-Vizemeistern Katharina Karkowski und Mark Rudi gleich absolute Hochkaräter.
Frau Karkowski, Herr Rudi, obwohl sie als deutsche Vizemeister momentan eines der Aushänge-Schilder des TuS 05 Oberpleis darstellen, kennt sie nicht jeder in der Region. Mit ein paar kurzen, biografischen Anmerkungen könnten sie das ändern!
Rudi: Ich komme aus der Ukraine und lebe seit 1992 in Deutschland. Ich bin Inhaber einer Tanzschule und tanze seit meinem 6. Lebensjahr.
Karkowski: Ich wohne in der Nähe von Linz, habe ein Kind und bin Doktorandin im Bereich der Neurobiologie. Mit 11 Jahren habe ich zu tanzen begonnen, mit 17 bin ich in den Turniersport eingestiegen.
Sie sind kürzlich bei den deutschen Kürmeisterschaften, Standard, Zweite geworden. Können sie uns Laien den Unterschied dieser Disziplin zu anderen Tanzwettbewerben in groben Zügen erklären?
Karkowski: Bei den Standardtänzen wie beispielsweise Tango, Cha-Cha-Cha, Walzer oder Rumba ist man sehr an Vorgaben gebunden. Beim Kürtanz dagegen kann man einen Showtanz selbst kreieren, neue Elemente erfinden, man ist zu einem bestimmten Thema völlig frei.
Rudi: Es sind Hebefiguren erlaubt und man kann Musikstücke mischen.
In den sogenannten sozialen Medien werden sie seit 2003 (Herr Rudi), bzw. seit 2012 (Frau Karkowski) als Profis geführt. Profis kennen wir primär vom Fußball. Diese Profis trainieren fast täglich, performen am Wochenende und werden dabei steinreich. Wie sieht die Sportwoche bei ihnen aus?
Rudi: Wir trainieren zweimal wöchentlich gemeinsam – dafür fahre ich 300 Kilometer, denn ich wohne in Norddeutschland – ansonsten nutzen wir jede Gelegenheit zum Tanzen.
Karkowski: Wir müssen uns ja um alles selbst kümmern, angefangen beim Kleid bis hin zu den Haaren.
Rudi: Profitanz muss man mehr als Marketing Instrument sehen. Mit den Erfolgen kann man dann z.B. bei Shows oder Workshops mehr Geld verdienen.
Karkowski: Und das Profitum hat etwas zu tun mit der Liga, in der man tanzt.
Welche für den TuS 05 glückliche Fügung hat sie in die Pleistalmetropole geführt? Bis dato galt Oberpleis nicht unbedingt als Mekka der deutschen Tanzsportelite.
Karkowski: Ich trainiere auch beim Tanzsportclub Rondo Bonn und bin dort im Vorstand. Dabei habe ich erfahren, dass Anna für euer Sportout-Projekt – bis dahin erfolglos – Tanzlehrer suchte, die sich auf das Abenteuer „Tanz im Freien“ einlassen sollten. Wir haben die Herausforderung angenommen und nehmen auch die Möglichkeit, mittwochs nach dem Kurs in der TuS-Halle trainieren zu können, gerne wahr.
Sie arbeiten im Bereich „Erlebnissport“ als Tanztrainer im TuS mit reinen Amateuren. Woher nehmen sie als Spitzensportler die Motivation, Anfänger zu trainieren? Ist das nicht manchmal nervig?
Karkowski: Ich liebe diesen Tanzkurs, es sind Sportler und Sportlerinnen, die die Tanzschritte genießen, die Spaß am Tanzen haben und da ist es gleichgültig, ob ein Tanzschritt heute gelingt oder nächste Woche. Tänzer in der Leistungsgruppe sind dagegen mitunter sehr ehrgeizig und verbissen.
Rudi: In solchen Gruppen ist es wichtig, von der ersten Minute an Begeisterung für das Tanzen zu wecken, bestehende Ängste zu nehmen und jeden da abzuholen, wo er steht.
Sie sind auch im Sport immer top gestylt. Von daher meine vermutlich sehr laienhafte letzte Frage: Wenn Tanzsportler z.B. bei einer Veranstaltung mit latein-amerikanischen Tänzen auftreten, wählen dann alle Teilnehmer „Schwarz“ als Haarfarbe für den besseren Gesamteindruck? Blonde Mittel- und Südamerikaner sind ja eher rar.
Karkowski: Das ist denkbar; meine Tanz-Lehrer haben mir immer zu eindeutigen Farben geraten: Blond, Rot oder Schwarz. Auf jeden Fall „ausdrucksstark“.
Rudi: Die Haarfarbe muss aber auch zum Typ passen, sonst ist der Eindruck nicht unbedingt positiv.