Mit 19 Jahren leitet Tobias Esch bereits Spiele der B-Junioren-Bundesliga und der Senioren Bezirksliga. Als Schiedsrichterassistent ist er darüber hinaus in der Regionalliga gefragt.
Bei ihm harmonieren Talent, Fachwissen und fürs „Schiedsen“ relevante Persönlichkeitsmerkmale bestens. Esch redet reflektiert und strahlt natürliche Autorität aus. Er wohnt in Wahlfeld und spielt in der 2. Oberpleiser Mannschaft selbst Fußball
Tobias, meine Arbeit zum 1. Staatsexamen beschäftigte sich mit dem „Phänomen des Heimschiedsrichters im Fußball“. Von daher weiß ich, wieviel Druck auf dem Schiedsrichter lastet, da er es selten allen recht machen kann – auch bei absolut fehlerloser Leistung. Wie gehst Du damit um?
Esch: Man muss sich darüber im Klaren sein, dass man es nicht allen recht machen kann. Man gibt sein Bestes und weiß, dass man für beide Mannschaften da ist und dass manchmal Fingerspitzengefühl vonnöten ist. Da ich um die Probleme weiß, kann ich damit umgehen.
Man hört immer wieder von verbalen oder sogar körperlichen Attacken gegen Schiedsrichter. Hast Du da persönliche Erfahrungen machen müssen?
Esch: Verbale Attacken gibt es in fast jedem Spiel. Damit komme ich gut klar. Bei einem unterklassigen A-Jugend Spiel wurde ich von einem Zuschauer tätlich angegriffen und es wurden mir Prügel für nach dem Spiel angedroht.
Was hältst Du von den momentanen Strafstoßregeln?
Esch: Hier geht es wohl vornehmlich um das leidige Handspiel. Für uns Schiedsrichter sind die Vorgaben eindeutig. Probleme entstehen durch das falsche oder unvollständige Verständnis in der Öffentlichkeit. Das Fernsehen trägt hierbei auch nicht immer zur Regel adäquaten Klärung bei.
Wie bist Du zum „Schiedsen“ gekommen?
Esch: Als Spieler von Oberpleiser Jugendmannschaften habe ich mehrfach erlebt, dass Vertreter anderer Teams Spiele absichtlich verpfiffen haben oder nicht regelfest waren. Das wollte ich besser machen und habe deshalb mit 14 Jahren als Jugendschiedsrichter angefangen.
Wie sehen die Etappen Deines Aufstieges bisher aus?
Esch: Mit 14 habe ich C- und B-Jugend geleitet und wurde in den Kreisförderkader berufen. Mit 15 folgte die Berufung in den Verbandsförderkader und mit 18 habe ich dann Bezirksliga und Jugend-Bundesliga leiten dürfen.
Ein besonders positives Erlebnis war…
Esch: Beim Regionalliga Spitzenspiel Oberhausen gegen Essen war ich als Schiedsrichterassistent eingesetzt. Vor 10.000 Zuschauern war das schon ein absolutes Erlebnis!
Ein besonders negatives Erlebnis…
Esch: Hier kann ich kein besonderes Ereignis nennen, ausgenommen vielleicht die körperliche Attacke bei dem besagten A-Jugend Spiel.
Kannst Du Dir vorstellen als Profischiedsrichter zu arbeiten? Die Bezahlung soll ja inzwischen durchaus lukrativ sein.
Esch: Es wird zwar in der ersten Liga gut bezahlt, trotzdem ist es für die meisten ein Zweitjob. Man muss viel reisen und das dann mit dem privaten Umfeld arrangieren.
Ausschließen möchte ich es nicht, denn ich habe schon Spaß an meiner Schiedsrichterkarriere.
Mit der Leitung welchen Spiels könnte man Dir einen absoluten Traum erfüllen?
Esch: Toll wäre, einmal ein DFB-Finale zu leiten oder ein echtes Derby zwischen Schalke und Dortmund.
In welchen Ligen werden wir Dich vermutlich in den nächsten 3 Jahren als Schiedsrichter in Aktion sehen?
Esch: Ich werde weiterhin in der B-Jugend-Bundesliga zu finden sein und bleibe Schiedsrichterassistent in der Regionalliga und kann vielleicht Landesliga und A-Jugend-Bundesliga leiten.
Danke für ein aufschlussreiches Gespräch. Wir werden sicher noch von Dir hören!