Eddy Felderhoff- 20 Jahre Stadionsprecher des TuS 05
Vorbemerkung: Das TuS-Gespräch mit Eddy Felderhoff zeigt, wieviel Herzblut er in sein Ehrenamt steckt und wie minutiös und professionell er die Sache angeht. Mit seinen ausführlichen Antworten schlägt Eddy einige neue Seiten im Buch der TuS-Historie auf.
Unbedingt lesenswert!
Hallo Eddy, das Wichtigste zuerst: Gratulation zu 20 Jahren Stadionsprecher in Oberpleis!
Ich meine, dich vor Jahren in einer Jugendmannschaft trainiert zu haben und weiß, dass wir gemeinsam in der 1.Fußballmannschaft des TuS 05 gespielt haben, wobei ich das Bild eines dynamischen Linksfußes vor Augen habe.
Kannst du deinen sportlichen Werdegang kurz skizieren?
Eddy: Ich bin 1971 dem TuS 05 Oberpleis beigetreten und spielte damals in der C-Jugend unter Trainer Fischer auf dem alten Ascheplatz gegenüber dem damaligen Freibad. Danach habe ich alle Altersklassen in der Jugend durchlaufen und habe erstmals als 19jähriger unter Trainer Achim Ikert in der Ersten Mannschaft gespielt. Im Laufe der Jahre kickte ich jahrelang als Kapitän der Ersten Mannschaft in der Kreisklasse.
Dem aktiven Fußball bin ich noch lange treu geblieben. Nach meiner Zeit in der ERSTEN, habe ich noch in der Reserve (heute sagt man 2. Mannschaft) und später mit Ende dreißig bei den Alten Herren gespielt. Das habe ich dann auch aktiv bis 2019 durchgezogen.
Auf welchen Positionen hast du gespielt? Was war deine Lieblingsposition?
Eddy: In der B-Jugend wurde ich mal für 1 Spiel ins Tor gestellt. Kurioserweise wurde ich nur in diesem einen Spiel auf dieser Position eingesetzt, da wir das Spiel zweistellig verloren.
Aber im Ernst – dadurch, dass ich beidfüßig Fußball spielen konnte, wurde ich überwiegend im offensiven, linken Mittelfeld eingesetzt. Meine Rückennummer war immer die 8.
Hast du außer Fußball noch andere Sportarten betrieben und bist du noch sportlich aktiv?
Eddy: Als junger Erwachsener habe ich parallel auch noch Tischtennis im Verein gespielt und war bei den Anfängen der Oberpleiser Tischtennis-Abteilung dabei. Irgendwann habe ich mich dann aber nur noch auf den Fußball konzentriert.
Zurück zum Stadionsprecher: Ein Ex-Kollege von dir – Werner Hansch – der ehemalige Stadionsprecher von Schalke 04, erklärt in seiner Biografie, dass er zunächst rein zufällig Sprecher auf der Trabrennbahn in Dinslaken wurde und er durch einen weiteren Zufall und wegen seiner Erfahrung auf der Rennbahn zum Stadionsprecher auf Schalke fast genötigt wurde. Meines Wissens nach warst du nie Sprecher auf einer Trabrennbahn. Wie bist du also zu deinem Job beim TuS 05 gekommen?
Eddy: In der Saison 2003/2004 stieg die 1. Mannschaft damals unter Trainer Jürgen Hülder und Sportdirektor Kajo Miebach in die Bezirksklasse auf. Die Heimspiele fanden auf der Schulsportaußenanlage an der Theodor-Storm-Straße statt. Ich war und bin immer noch begeisterter Hobby-DJ und da meine Familie sonntags immer im Einsatz und auf dem Sportplatz war, war die Idee geboren, den Stadionsprecher zu machen. Meine beiden Neffen Frank und Tim Miebach spielten in der Ersten, Kajo kümmerte sich um die sportlichen Belange, meine Schwester Dany backte Waffeln für die Halbzeitpause und meine Mutter war Edelfan und „TuS-Omi“ zugleich. Die Anfänge waren von Improvisieren geprägt. Es gab nur einen Lautsprecher am Platz. Die Mikrofon-Anlage war für den Sprachgebrauch (z.B. Ansagen bei Bundesjugendspielen) ausgelegt. Ich hatte dann bei Musik-Einspielungen oder bei der „Tor-Jubel-Musik“ das Mikro an meinen von zu Hause mitgebrachtem CD-Player gehalten. Die Musikqualität ließ natürlich zu wünschen übrig. Ich stand auf dem Balkon des Vereinsheims, umringt von Zuschauern und etliche Meter vom Spielfeldrand entfernt. Ein- und Auswechselungen oder Torschützen waren nicht immer gut zu erkennen.
Heute bin ich in der komfortablen Lage, erhöht und auf Höhe der Mittellinie in der Peter-Metzler-Hütte meine Aufgaben wahrzunehmen und quasi direkt am Spielfeldrand alles gut im Blick zu haben. Auch die Musik-Anlage hat den richtigen Sound, sodass meine Ansagen auch gut zu verstehen sind.
Was sind die originären Aufgaben eines Stadionsprechers?
Eddy: Vorberichterstattung zum Spieltag, Ankündigung der Mannschaften, Verlesen der Aufstellungen, Benennung der Torschützen sowie Ein- und Auswechselspieler. Eine gewisse Seriosität mit eigenem Charme und Humor, gepaart mit Neutralität, Diplomatie und Respekt vor dem Gegner sollte einem gegeben sein, wenn man dieses Ehrenamt ausführt. Klarheit und Haltung sind durchaus auch angebracht.
Beispiel: wenn nach dem verlorenen Heimspiel gegen Bornheim ein junger Gästespieler nach dem Spiel mehrfach lauthals über den Platz brüllt „Fuck Oberpleis“, dann darf man ihn auch als neutraler Stadionsprecher mal über das Mikrofon ansprechen und klar zum Ausdruck bringen, dass man so etwas auf der Platzanlage in Oberpleis nicht duldet und die Äußerung als mehr als unangemessen findet. Wie gesagt – alles im freundlichen aber bestimmten Tonfall.
Gibt es „rote Fäden“ in deiner Moderation?
Eddy: In der Tat erachte ich es als sinnvoll, wenn manche Abläufe schematisiert sind.
Z.B. fange ich immer 15 Minuten vor Anstoß mit der Moderation an. Dabei suche ich mir Anfang der Saison Lieder (meist auch instrumental) aus, die den Beginn der Moderation ankündigen.
Im letzten und in diesem Jahr starte ich mit einem 18-Sekunden-Intro mit 4 lauten Glockentönen (der Beginn von Highway to Hell von AC/DC), um dann auf das nächste Lied rüber zu springen. Nach ca. 1 Minute starte ich mit der Moderation, wobei ich zwischenzeitlich immer wieder den Regler für die Hintergrund-Musik hochfahre. In den 15 Minuten bis zum Spielbeginn ist dann Zeit genug, die Zuschauer und Gäste zu begrüßen, die vergangenen Spiele und die Tabellensituation zu beleuchten oder auch aktuelle Hinweise an alle zu geben, bevor es dann zu den Mannschaftsaufstellungen kommt.
Natürlich geht der Blick auch immer zur Eckfahne am Vereinsheim, damit ich mitbekomme, wann das Schiedsrichtergespann und die Spieler auf den Platz einmarschieren.
Unter den mittlerweile traditionellen Klängen des Liedes: Two steps from Hell von der Band HEART OF COURAGE, „begrüße ich mit einem großen Applaus das Schiedsrichtergespann, beide Mannschaften und die Einlauf-Kinder recht herzlich hier in der Basalt-Arena“.
Natürlich habe ich auch genug „Tor-Jubel-Musik“ an Bord. Der erste Oberpleiser Treffer wird immer mit dem BRINGS-Hit „Kölsche Jung“ bejubelt. Auch das ist schon Tradition.
Wollen wir hoffen, dass bei den Pleeser Heimspielen noch oft die Tor-Jubel-Musik gespielt wird.
Eddy, du wirst durchgängig bewundert für deine souveräne Aussprache der Namen der Gastspieler, die mitunter mehr als international daherkommen. Übst du zu Hause sonntags ab Mittag vor dem Spiegel?
Eddy: Die Mutter aller unaussprechlichen Spielernamen war damals der Oberpleiser Spieler und mittlerweile mein Alt-Herren-Kollege, Mustafa Bouzardaoui (buzadaui ausgesprochen). Ich hatte früher bei vielen Auswärtsspielen bei der Benennung der Oberpleiser Mannschaftsaufstellung den Namen in verschiedenen Ausprägungen und teilweise „verstümmelt“ gehört.
Mein Anspruch ist es, zumindest die Spielernamen gut und nach Möglichkeit flüssig auszusprechen. Da gehört es bei „besonderen Fällen“ auch mal dazu, dass man beim Aufwärmen zum Gegner geht und nachfragt, wie der eine oder andere Namen ausgesprochen wird. Bei neuen Oberpleiser Spielern stelle ich mich meist Anfang der Saison vor und frage nach, wie sich ihre Namen aussprechen und ob sie Wert auf die Nennung z.B. eines Spitznamens legen.
Grundsätzlich lese ich ein oder zweimal die Aufstellung des Gegners vor dem Spiel durch, um gewappnet zu sein. Am Ende des Tages gilt: Wider besseres Wissen wird mich kaum ein Zuschauer belehren, wenn ich den Namen eventuell falsch ausgesprochen hätte. Bei ganz besonders schwer auszusprechenden Namen hilft auch mal ein wenig nuscheln.
Hast du einen speziellen Wunsch als Stadionsprecher des TuS 05 Oberpleis?
Eddy: Mein Wunsch ist auch zugleich Anspruch: Die Anlage muss gut funktionieren, damit das, was ich sage oder dem Zuschauer übermitteln möchte, auch gut verstanden und gehört wird. Es gab eine Zeit, wo die Lautsprecherboxen manchmal ausgefallen sind. Das ist dann sehr ärgerlich, da auch ich mich für so ein Heimspiel vorbereite und sogar versuche – wenn irgend möglich – meinen Urlaub so zu legen, dass ich bestenfalls wenig Heimspiel-Sonntage verpasse. Zum Glück habe ich liebe Kollegen (Bernd Heiler und Bernd Nixdorf), die für mich einspringen, wenn ich mal nicht da sein sollte.
Ansonsten möchte ich möglichst noch mein 25-jähriges Dienstjubiläum vollmachen. Dazu sollte man insgesamt noch fit und gesund bleiben.
Begrüßenswert wäre es natürlich, wenn es bei Zeiten einen interessierten Oberpleiser Fußballanhänger (oder Fussballanhängerin) gäbe, der/die Spaß an diesem Stadionsprecher-Ehrenamt hätte.
In diesem Sinne – vielen Dank für das Interesse und wir hören uns in der Basalt-Arena.
Vielen Dank für ein super Interview!