Fußball: Flüchtlinge trainieren mit dem TuS Oberpleis

Die meisten sind von Beginn an total engagiert und haben Lust, Fußball zu spielen", sagt Co-Trainer Roman Paul über seine neuen Schützlinge. "Sport verbindet. Das Spektrum ist breit – vom Hobbykicker bis zum Amateurfußballer, der in seiner Heimat bereits guten Fußball gespielt hat und uns wirklich verstärkt. Über die sozialen Medien entstehen auch die ersten Freundschaften, man vernetzt sich und tauscht sich aus."

Beim abendlichen Trainingskick fünf gegen sechs hingegen herrscht Stille. Auf dem Platz wünscht sich Roman Paul von allen seinen Spielern mehr Kommunikation – in deutscher oder englischer Sprache. Die Fluktuation der Gastspieler in den Oberpleiser Seniorenteams sei groß, allerdings würden elf Spieler regelmäßig am Trainingsbetrieb teilnehmen. "Wir kommen gut mit den Jungs klar und sind froh, dass sie dabei sind, weil wir in der vergangenen Zeit nicht immer vollzählig beim Training waren", sagt der Torhüter der zweiten Mannschaft, Alex Kessel.

Für Ligaspiele fehle noch die Spielberechtigung: "Wir haben den Westdeutschen Fußball- und Leichtathletikverband kontaktiert, haben bislang aber noch keine Rückmeldung erhalten", so der Sportliche Leiter der Senioren, Kajo Miebach.

Einen langen Weg hat Mittelfeldspieler Mubarak Said (29) auf sich genommen: 22 Tage war der Syrer quer durch Europa unterwegs. "Die Reise war hart. Ich habe das Mittelmeer mit einem Boot von der Türkei aus nach Griechenland überquert. 17 Stunden war ich zu Fuß von Griechenland nach Mazedonien unterwegs. In Mazedonien durfte ich dann nicht mit dem Bus weiterreisen. Ich habe dort auf der Straße geschlafen. Serbien habe ich nach drei Tagen mit einem geschenkten Fahrrad erreicht", erinnert sich der ehemalige syrische Junioren-Fußballnationalspieler.

Während des Trainings trägt der 29-Jährige das deutsche WM-Trikot von 2006. Das Motto des Turniers lautete damals: "Die Welt zu Gast bei Freunden". Seit vier Monaten lebt er in Deutschland. Vor seiner Flucht arbeitete er in einem Hotel. Dreimal die Woche besucht er einen Sprachkurs. Mit seinen Teamkollegen verständigt er sich noch auf Englisch. Ansonsten wartet er auf seine Aufenthaltspapiere. "Ich fühle mich sicher in Deutschland, aber ich vermisse meine Familie. Einige leben noch in Damaskus, der Rest in Jordanien.""Es ist eine Selbstverständlichkeit, dass die Menschen hier mitspielen und mittrainieren dürfen", sagt Kajo Miebach. Vom Projekt des Potsdamer Vereins SV Babelsberg, der eigens ein Flüchtlingsteam für den Ligabetrieb angemeldet hat, hält er nichts: "In einer gemischten Mannschaft mit deutschen und ausländischen Spielern, wie hier in Oberpleis, lernen sie neben Fußballspielen auch noch die Sprache."

Ein Lernzuwachs sei auch auf anderer Ebene möglich: "Zur Integration gibt es nichts Besseres als eine Mannschaftssportart. Man lernt sich einzuordnen, gegebenenfalls unterzuordnen, und manchmal muss man auch akzeptieren, dass jemand anderes einfach besser ist."

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Von Daniel Dresen, ein Artikel aus dem General-Anzeiger vom 07.11.2015

http://www.general-anzeiger-bonn.de/fluechtlinge/Fluechtlinge-trainieren-mit-dem-TuS-Oberpleis-article1759425.html#plx2084335284

 

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By HassanB / Administrator, bbp_keymaster on Nov 15, 2015

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